Die Geschichte (1844-2009)
Die ersten Geräte
Die Ausrüstung der Röllfelder Feuerwehr war in den ersten Jahr-zehnten ihres Bestehens eher bescheiden zu nennen. Neben allerlei Kleingeräten - Signalhörner waren besonders wichtig - gab es nur einfache Steigleitern mit seitlichen Stützen und eine Handpumpe mit einem großen runden Kessel, in den das Wasser mit Eimern eingefüllt wurde. Ein mühsames Geschäft, wenn man bedenkt, dass das Lösch-wasser vor dem Bau der Wasserleitung aus Brunnen beziehungsweise vom Main hergeschleppt werden musste.
1929 - Das Jahr der großen Brände
Eigentlich sollte an jenem Fastnachtsdienstag 1929 gerade ein närrischer Umzug stattfinden, als die Signalhörner den Scheunenbrand im Anwesen Leo Herbert verkündeten. Es war bitterkalt und man versuchte, das Löschwasser vom nahen Main herzuholen, weil die Wasserleitungen wegen der Kälte abgestellt waren. Zunächst wurden Löcher in die dicke Eisschicht des Mains gehackt und dann konnte das Wasser per Eimerkette zum Brandort transportiert werden. Das dauerte natürlich eine gewisse Zeit, sodass bei der Ankunft das Löschwasser wieder zu Eis geworden war.
Ein vermutlich von zündelnden Kindern verursachter Großbrand im heißen Sommer des gleichen Jahres in den Anwesen Robert Link und Pius Weis stand unter genau umgekehrten Vorzeichen. Es war Erntezeit, glühende Hitze herrschte und die Wasserleitungen gaben wegen anhaltender Trockenheit nichts mehr her. So war es nicht verwunderlich, dass dem Brand ein Wohnhäuschen und mehrere Scheuen zum Opfer fielen.
Tausend Jahre - schnell vergessen
Das „Tausendjährige Reich" brachte auch bei der Feuerwehr manche Veränderung. Zunächst gab es bei der „Gleichschaltung" Unruhe, Verwirrung und auch Austritte. Das dreifache „Hoch" musste dem ebenfalls dreifachen „Sieg Heil" weichen und anstelle von „Im schönsten Wiesengrunde" musste notgedrungen das „Deutschland über alles" mit dem Horst Wessel-Lied gesungen werden. Mit Freude und Erleichterung wurde deshalb auch bei der ersten Generalversammlung nach dem Krieg (1947) zur Kenntnis genommen, dass „in Zukunft der seitherige militärische Charakter unbedingt zu unterbleiben habe”. Vorher musste die Röllfelder Feuerwehr allerdings noch einige bittere Erfahrungen machen. Bei dem Bombenwurf auf Röllbach war die durch Einberufungen stark geschwächte Wehr zwei Tage und zwei Nächte im Einsatz und im Jahre 1945 wurden die Wehrmänner von den Amerikanern, die bereits drüben im Trennfurter Kirschbaumberg saßen, als Militär angesehen und mit Artillerie beschossen, sodass sie ihren Einsatz abbrechen und sich zurückziehen mussten. Die kurz darauf einrückenden Amis hielten die wackeren Feuerwehrleute dann auch noch für SS-Männer, weil sie einen schwarzen Einsatzanzug trugen und ihre Schutzhelme mit Hakenkreuzen versehen waren. Es gab damals sehr ernsthafte Schwierigkeiten und glücklicherweise konnte der Irrtum aufgeklärt werden, bevor es zu den angedrohten Erschießungen kam.
Übrigens galt während des Krieges die Regel, dass die Schule eine Stunde später beginnt, wenn in der vorangegangenen Nacht nach 24 Uhr die Sirenen geheult hatten. Öffentliche Feuermelder, mit deren Hilfe man die Sirenen auslösen konnte, gab es nicht. Gewitzte Schulbuben hat es nämlich zu allen Zeiten gegeben!
Wohlstand und Modernisierung trat ein
Aller Anfang ist schwer, besonders aber nach langen Kriegsjahren und nach völligem Zusammenbruch. So musste im Jahre 1948 der damalige Kommandant betrübt feststellen,dass zur Generalversammlung, wie es jetzt wieder anstelle von Generalappell hieß, nur 22 Mitglieder erschienen waren. Aber dann ging es doch rasch aufwärts, auch mit den Finanzen.
Kassenstand Ende 1953: DM 1.049,45 - das war schon was !
Vor dem Kreisfeuerwehrtag 1953, um dessen Ausrichtung sich die Röllfelder mit Erfolg bemüht hatten, befanden sich nur lumpige 34,96 DM in der Kasse. Der Gerätepark wurde im Laufe der Jahre erweitert und modernisiert. 1961 konnte eine Bachert-Motorspritze angeschafft werden und 1965 kamen Schutzanzüge und eine neue Anhängeleiter hinzu. Die Bachert-Motorspritze wurde 1993 durch eine neue Tragkraftspritze der Firma Rosenbauer ersetzt.
Neues Feuerwehrgerätehaus für Röllfeld
Über die Errichtung eines neuen Feuerwehrhauses wurde lange und heftig debattiert. Bereits 1966 hatte ein entsprechender Antrag beidenGemeindevätern keine Gnade gefunden. Erst zehn Jahre später konnte das Gerätehaus neben der Volksschule eingeweiht werden. Zuvor war die Feuerwehr im alten Rathaus untergebracht.
Neue Fahrzeuge für die Wehr
Das ebenfalls neue Löschfahrzeug LF8, zu dessen Kaufpreis allein aus der Feuerwehrkasse der stolze Betrag von DM 12.000,- beigesteuert wurde, konnte im Neubau Quartier beziehen und traditionsgemäß wurde aus diesem Anlass ein wenig gefeiert. Am 21.12.1986 wurde dem Löschfahrzeug, ein neues Mehrzweck-fahrzeug MZF zur Seite gestellt.
Durch die Notwenigkeit immer mehr Gerätschaften und Ausrüstung mit in den Einsatz zu nehmen wurde 1997 der treue, aber auch betagte OPEL Blitz durch ein moderneres Löschfahrzeug LF8/6 ersetzt. Dem Feuerwehrmann sagt diese Bezeichnung, dass darin auch ein Wassertank mit 600 Litern Fassungsvermögen eingebaut ist. Somit kann mit diesem Fahrzeug beim Eintreffen am Brandort unverzüglich mit den Löscharbeiten begonnen werden.
Neue Zeit - neue Anforderungen - Training und Weiterbildung
Die moderne Zeit brachte für die Feuerwehr auch völlig neue Probleme. Nicht nur, weil durch steigenden Wohlstand die Männer offenbar groß-köpfiger und korpulenter geworden waren und deshalb schon 1958 größere Schutzhelme und weitere Röcke angeschafft werden mußten.
Giftige Gase bei Bränden, bedingt durch Kunststoffe, konnten nicht mehr mit veralteten Rauchmasken bekämpft werden. Da war schon schweres Atemschutzgerät erforderlich, übrigens eine sehr notwendige Ausstattung, die dem Feuerwehrmann im Einsatz Leben und Gesundheit retten kann. Der Umgang mit modernem Gerät zur Brandbekämpfung und im Katastropheneinsatz erforderte von den Wehrmännern ein großes Fachwissen sowie ständige Übung und Weiterbildung. Das Protokoll-buch gibt Auskunft über die vielfältigen Bemühungen in dieser Richtung. Da waren Lehrgänge zu absolvieren, Lehr- und Besichtigungs-fahrten mussten organisiert werden und die regelmäßigen Übungen erforderten immer mehr technisches Können. Und wer der Meinung ist, die Feuerwehrmänner würden mit Vorliebe auf die volkstümliche Weise „löschen" und feiern, der sollte sich das Protokollbuch einmal ausleihen und gründlich durchlesen. Er wird dann schnell eines Besseren belehrt sein. Die Wehrleute durchlaufen heute, meist in ihrer Freizeit, eine umfassende Ausbildung durch die Feuerwehrorganisationen des Land-kreises und des Freistaats. Im Protokoll seht dann meist nur lapidar zu lesen dass dieser oder jener den Grund-, Funk-, Atemschutz-, Maschinisten-, Gerätewart-, Trupp-, Gruppen- oder Leiter- Lehrgang 'gemacht' hat. Das hinter jedem dieser Lehrgänge zig Stunden Aufwand stehen bleibt unerwähnt.
Kleine Brände, Großeinsätze sowie Bewährungsproben
Nicht jeder kleine oder auch größere Einsatz der Röllfelder Feuer-wehr ist in den schriftlichen Unterlagen vermerkt. So, als ob diese eben selbstverständlich seien und nicht großer Worte bedürften. Vieles haben die Röllfelder miterlebt, den katastrophenähnlichen Brandfall in der Lackfabrik zum Beispiel. Das erste ‚richtige’ Löschfahrzeug, der Opel Blitz, war damals gerade 4 Tage im Besitz der Wehr. Oder aber die Angst, die Unsicherheit und was am schlimmsten war das gegenseitige Misstrauen in der Bevölkerung während der Brandstift-ungsserie im Jahre 1980, hervorgerufen durch die krankhafte Ver-anlagung eines Einwohners. Das man vor Überraschungen bei einem Einsatz nie gefeit ist hat sich bei einem Einsatz in der Paradeismühle gezeigt. Beim Funkalarm und auch beim folgenden Funkgespräch mit der Polizei war lapidar von einem Trocknerbrand die Rede. Trocknerbrände sind meist gekennzeichnet durch viel Rauch und wenig Feuer. Anders jedoch hier: von der Strasse aus konnte man sehen, das die Flammen bereits aus dem Dach schlugen. Nur durch die nachbarliche Löschhilfe der umliegenden Feuerwehren konnte schlimmeres verhindert werden.
Auch Tag und Stunde für Einsätze kann man sich nicht aussuchen. Erinnert sei an einen Zimmerbrand am späten Abend der Generalver-sammlung und an einen Brand in der Ringstrasse zu dem die Feuerwehr vom Spritzerball aus, ausrücken musste.
Für viele Röllfelder unvergessen ist auch der 8.8.1997. Ein Hagelsturm im August riss alle Blätter von Bäumen und Sträuchern und hinterlies 40cm hoch mit Hagelkörnern bedeckte Strassen. Als die Feuerwehrmänner wieder ins Gerätehaus einrückten, mussten sie dieses erst noch vom Schmelzwasser befreien.
Vom Hornist zur SMS
Auch an der Art und Weise wie die Feuerwehr alarmiert wird, kann man den Wandel der Zeiten erkennen. In den Anfängen wurde der Alarm von einem Hornisten, der mit einem Signalhorn durch das Ort lief, ausgelöst. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Wehrmänner durch Feuerwehr-sirenen geweckt. Diese Sirenen heulen heute nur noch in Ausnahmefällen. Die Wehrmänner - und mittlerweile auch Wehrfrauen - werden seit 1991 durch Funkempfänger alarmiert. Als neuste Entwicklung können sich die Feuerwehrleute im Alarmfall auch eine SMS schicken lassen.
Die Komandanten seit Gründung der Wehr
Gründung - 1885 | Zengel Emil |
1885 - 1888 | Mengler Arsenius |
1888 - 1894 | Link August |
1894 - 1907 | Weinkötz Alois |
1907 - 1932 | Mengler August |
1932 - 1962 | Stegmann August |
1962 - 1976 | Zöller Edgar |
1976 - 1994 | Schönig Norbert |
1994 - 2000 | Horn Peter |
2000 - 2006 | Bils Andreas |
2006 - 2010 | Ludwig Roland |
2010 - 2019 | Rohleder Christian |
seit 2019 | Becker Florian |